12:00 AM-1:40 AM | SF 1 |
Dienstag | 11/12/2024 |
Am liebsten zeichnet Rakel (Kristine Kujath Thorp) Comics, versucht sich in Aikido, trinkt Bier und macht Party. Als ihre beste Freundin Ingrid (Tora Christine Dietrichson) Rakel auf ihre grossen Brüste und ihren veränderten Geruchssinn anspricht und sie zu einem Schwangerschaftstest überredet, erlebt sie eine böse Überraschung: Sie ist in der Tat schwanger. Rakel hatte schon viele Pläne für ihr Leben, wollte Astronautin oder Försterin werden, aber das Muttersein gehört definitiv nicht dazu. Doch: "Das ist Norwegen. Ich kann abtreiben", sagt sie sich und fährt in die Klinik. Dort erklärt ihr die Ärztin zu ihrem Entsetzen, dass sie schon im siebten Monat ist und eine Abtreibung nicht mehr möglich. Nicht jede schwangere Frau bekommt einen Bauch. Damit fängt die Suche nach dem Kindsvater an. Leider kommt Mo (Nader Khademi), der sympathische Aikido-Lehrer, der nach Butter riecht und Rakel zum Kliniktermin begleitet, in diesem Fall nicht in Frage. Drei andere dafür schon und am Ende muss sie sich damit abfinden, dass Pikkjesus (Arthur Berning) wohl derjenige ist, mit dem sie beim Gelegenheitssex ungewollt ein Kind gezeugt hat. Ausgerechnet dieser unsympathische Loser. Rakel, verzweifelt-zornig über ihr Schicksal, kritzelt ihr ungeborenes Baby mit Zorro-Maske auf ein Blatt Papier und gibt ihm den Spitznamen Ninjababy. Das kleine Cartoon-Ninjababy ist so amüsant unausstehlich wie Rakel selbst, vor allem aber unbeeindruckt von seinem eigenen Vater: "Hast du dich wirklich von dem ficken lassen?", spottet es über den Mann, den Rakel als Dick Jesus bezeichnet. Die norwegische Filmemacherin Yngvild Sve Flikke basierte ihre Coming-of-Age-Geschichte "Ninjababy" auf Inga Sætres Graphic Novel "Fallteknikk" und benutzt Sætres Animationen, um in Szene zu setzen, was im Kopf von Rakel abgeht. Sie nähert sich einem ernsten Thema mit erfrischend lockerer Einstellung, bissigem Humor und einer frechen Protagonistin, die nicht davor zurückschreckt, Körperflüssigkeiten, Gelegenheitssex und vor allem fehlenden Mutterinstinkt zu thematisieren. Durch den direkten, manchmal durchaus rüden Tonfall unterscheidet sie sich auch von Filmen wie "Juno" oder "Never Rarely Sometimes Always", die als thematische Vorbilder dienen. "Ninjababy" lief am ZFF 2021 und erhielt diverse Preise, unter anderem den Europäischen Filmpreis als "Beste Komödie".