1:30 AM-2:50 AM | Bayerisches Fernsehen |
Samstag | 8/17/2024 |
Mantel- und Degengeschichte von Jacqueline Audry. Frankreich, 1728: Um dem Comte d'Eon seinen ersehnten Erben zu geben, wird ihm seine jüngste Grossnichte kurzerhand als Junge präsentiert. Und so wächst die kleine Genevičve als "Charles" auf: Mit 20 kann sie fechten, reiten und fluchen wie ein ganzer Kerl. Eines Tages erhält "Charles" von König Ludwig XV. den Auftrag, in geheimer Mission an den Zarenhof zu reisen, um den russischen Pakt mit Preussen zu sabotieren — und zwar als Frau verkleidet. Burgund, 1728: Nichts wünscht sich der grantige Comte d'Eon mehr, als dass die Frau seines Neffen Pascal nach sieben Töchtern endlich einen Jungen zur Welt bringt — seine einzige Hoffnung auf einen Erben und Stammhalter. Doch auch das achte Kind ist ein Mädchen, und so greift Pascal zu einer Notlüge und gibt die kleine Genevičve kurz entschlossen als "Charles" aus — schliesslich hängt auch seine eigene Erbschaft davon ab, dass er seinem Onkel einen Sohn präsentieren kann. Und da der Comte ohnehin nicht mehr lange zu leben hat, so Pascals Hoffnung, müsse man die Maskerade sicher nicht allzu lange aufrechterhalten. Doch weit gefehlt: 20 Jahre später ist der herrische Alte noch immer wohlauf. Genevičve hat sich inzwischen daran gewöhnt, "Charles" zu spielen. Daher macht es ihr auch nichts aus, als ihr Onkel sie zu einem Dragoner-Regiment schickt. Fluchend, fechtend und trinkfest steht sie zwischen den raubeinigen Soldaten ihren Mann. Durch die Vermittlung einer Comtesse wird "Charles" von König Ludwig XV. und der Marquise Pompadour eines Tages für eine staatstragende Mission auserkoren und soll nach Petersburg reisen, um bei der Zarin Elisabeth den anstehenden Pakt Russlands mit Preussen zu sabotieren. Und weil Elisabeth angeblich nur Frauen in ihrer Nähe duldet, soll der zierliche "Charles" sich als Frau verkleiden. Inspiriert von der schillernden Lebensgeschichte des Chevalier d'Eon, der fast fünf Jahrzehnte seines 81-jährigen Lebens als Mann und die restlichen Jahre als Frau verbrachte, erzählt "Der Chevalier des Königs" eine humorvolle Mantel- und Degengeschichte. In den Hauptrollen überzeugen Andrée Debar ("Hafen des Verlangens"), Isa Miranda ("Die Mauern von Malapaga") und Gabriele Ferzetti, der vor allem durch seine Rolle als Eisenbahnbaron in "Spiel mir das Lied vom Tod" bekannt wurde. Jacqueline Audry (1908-1977) — vor allem durch drei "Colette"-Verfilmungen ("Gigi", "Mitsou und die Männer", "Die naive Sünderin") und ihre eindringliche Sartre-Adaption "Geschlossene Gesellschaft" (1954) bekannt — inszeniert eine historische Verwechslungskomödie mit opulenter Rokoko-Ausstattung.