2:55 PM-3:30 PM | Bayerisches Fernsehen |
Freitag | 11/1/2024 |
Otto, der jüngere Sohn König Maximilians und Bruder Ludwigs II., war zwar 30 Jahre lang bis 1916 König von Bayern und hat doch keinen einzigen Tag regiert. Barbara Schepanek erzählt in ihrem Film die Geschichte dieses Schattenkönigs, die weitaus ernster und weitreichender ist als sie auf den ersten Blick erscheint. Länger als er war kein Wittelsbacher bayerischer König und doch ist er heute nahezu unbekannt: König Otto. Der Bruder und Nachfolger des Märchenkönigs Ludwig II. ist eine tragische Figur der bayerischen Geschichte. Denn die längste Zeit seines Lebens war er eingesperrt in Schloss Fürstenried bei München. Regiert hat statt seiner der Prinzregent Luitpold, sein Onkel, denn, so der Volksmund, "der König war schwermütig". Bei der Absetzung König Ludwigs II. war klar, dass sein jüngerer Bruder ihm als König nicht würde nachfolgen können, doch sah die Verfassung keine andere Möglichkeit vor, dass Otto, solange er lebte, der legitime König Bayerns sein würde. Bayern würde einen "Reichsverweser" brauchen, den nächsten männlichen Verwandten des Königs, und das war sein Onkel Luitpold. Dass dieses Provisorium 30 Jahre dauern sollte und mit einem Verfassungsbruch endete, war nicht die geringste Ursache für das Ende der Monarchie in Bayern. Bis heute ist es schwierig, Spuren der verborgenen Existenz des kranken Königs hinter Gittern zu finden: Keine Schlösser, Denkmäler oder repräsentativen Porträts erinnern an den König Otto, Aufzeichnungen von seiner Hand existieren kaum. Wer dieser Unbekannte auf Bayerns Thron wirklich war, wird sich wohl nie jemals entschlüsseln lassen. Doch stellte seine blosse Existenz in vielfacher Hinsicht ein Problem dar, für die Familie, die Monarchie, ja für Bayern überhaupt.