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Sonntag | 11/10/2024 |
Eine Erinnerung verfolgt Ivar Buterfas-Frankenthal seit mehr als 80 Jahren: Schulkameraden in Uniformen der Hitlerjugend zwingen den Siebenjährigen auf ein Eisengitter, zünden Papier an und wollen ihn verbrennen. Ivar entkommt knapp seinen lachenden Peinigern. Aber es haben sich tiefe Wunden eingebrannt. Ivar Buterfas-Frankenthal wird am 16. Januar 1933 als Sohn einer Hamburger Akrobatenfamilie geboren. Die Familie ist mit ihren acht Kindern europaweit auf Bühnen unterwegs. Aber in Ivars Geburtsjahr kommt Adolf Hitler an die Macht, und das Leben ändert sich von einem Moment auf den anderen. Denn Ivars Vater ist Jude. Bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird er zum Aufbau des Konzentrationslagers Esterwegen gezwungen und später ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Während Ivars Vater im KZ täglicher Folter ausgesetzt ist, wird in Hamburg das Leben für Ivars christlich getaufte Mutter und ihre als "Halbjuden" gebrandmarkten Kinder immer schwieriger. Daher entscheidet sich die Mutter, die Identität ihrer Kinder zu verheimlichen, und behauptet, bei einem Bombenangriff alle Papiere verloren zu haben. So gelingt es ihr, mit ihren acht Kindern ins von den Deutschen besetzte Polen zu fliehen. Dort aber wird die jüdische Identität der Kinder entdeckt, und die Familie flieht im Sommer 1943 zurück ins nahezu vollständig ausgebombte Hamburg. Hier überlebt die Familie den noch weitere zwei Jahre andauernden Krieg und Verfolgung in einem Kellerloch. Jahrzehnte später lassen die Erlebnisse während der Verfolgung durch die Nationalsozialisten Ivar Buterfas-Frankenthal zum Mahner werden. "Ich bin durch die Hölle gegangen", sagt er rückblickend. Seine Berufung findet der erfolgreiche Bauunternehmer schliesslich in der Erinnerungsarbeit gegen Unmenschlichkeit und gegen das Vergessen.