Entlang der Elbe (E:196)

5:30 AM-6:00 AM 3sat
Donnerstag 10/3/2024
 D   2022
Entlang der Elbe
Entlang der Elbe

Kaum ein Fluss wurde durch die Wende so verändert wie die Elbe. Dabei war der Strom nur auf rund 100 Kilometern Grenzfluss. Es war die extrem starke Belastung besonders durch Schwermetalle, die zu DDR-Zeiten sprichwörtlich war und die mit dem Rückbau der chemischen Industrie aufhörte. Die einstigen Kloake ist heute ein Freizeitparadies. Aber viele Jobs sind weg. Sarah Schmied kann sich ein Leben ohne ihre geliebte Elbe nicht vorstellen. Gemeinsam mit Freundinnen macht die 35-jährige Dresdnerin regelmässig Fahrradtouren entlang des Flusses — auf Deutschlands längstem und wohl schönstem Radwanderweg. Unterwegs wird gepicknickt, gezeltet und viel gelacht. Höhepunkt ist eine Schlauchbootfahrt entlang des malerischen Elbsandgebirges. Sarahs Fazit: "Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen — wie traumhaft ist das denn bitte?" So traumhaft und paradiesisch war die Elbe dort aber viele Jahrzehnte lang nicht. Im Gegenteil: Vielerorts präsentierte sie sich als stinkende Kloake, in die man auf keinen Fall auch nur den grossen Zeh stecken wollte. Schuld war die Grossindustrie der DDR, die auf weiten Teilen der Elbe Abwasser, Chemikalien und Müll grossflächig in den Fluss kippte. Torsten Fiedler kann sich noch sehr gut an diese Zeit erinnern. Als Student zu DDR-Zeiten ruderte er ab und zu mal auf der Elbe: "Der Gestank war kaum auszuhalten. Die Angst, hineinzufallen, riesengross." Heute weiss Torsten Fiedler um die Sauberkeit seiner Elbe. Inzwischen geht er sogar regelmässig in ihr schwimmen — und mit ihm viele andere. Die Elbschwimmer sind inzwischen bekannt in Sachsen. Georg Plenikowski war damals Direktor der Munitionsfabrik in Schönebeck an der Elbe. Die Fabrik — einst mitbeteiligt am Umweltfrevel. Noch immer finden sich giftige Stoffe im Boden. Heute engagiert sich Georg Plenikowski wie kein Zweiter für ein Stück Wiedergutmachung an seiner Heimatstadt. Er betreibt ein Industrie- und Kunstmuseum, ist dabei, wenn die einstige Industriestadt in neuem Glanz erstrahlt, kämpft um jeden jungen Menschen für die Region. Für den 76-Jährigen ist es eine Lebensaufgabe geworden, die Industriegeschichte von Schönebeck nicht zu vergessen — und die Stadt an der Elbe gleichzeitig wieder lebenswert zu machen. "Es kann doch nicht sein, dass immer alle wegziehen, weil sie meinen, woanders wäre es schöner", sagt René Leue. Sagt es und schraubt an einem nackten Fahrradrahmen. Die Fahrräder, die dort gebaut werden, sind Massanfertigungen für die Kunden. Keines wie das andere. Alles Handarbeit. Seine Firma heisst Weltrad. Es hat "Weltrad" schon einmal gegeben, um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Damals eine riesige Fabrik — heute eine kleine Manufaktur. Dabei ist es nicht geblieben: Inzwischen hat der Schönebecker eine hochwertige Gaststätte ans Elbufer gebaut, einen Gästegarten, wie man ihn dort nicht vermuten würde, Elbpanorama inklusive. Auch Übernachtungen gibt es für die Radwanderer. Sein Tourismuskonzept wurde bereits prämiert. Leue sagt, "die Leute sollen bleiben, wenigstens ein paar Nächte, und sehen, wie sich Schönebeck gemausert hat vom verseuchten Industrieort zu einem liebenswerten Städtchen am Elbufer."


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Original titel: Entlang der Elbe _ Flussgeschichten Nummerierung: Episode 196 Subtitle:

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