11:00 AM-11:45 AM | 3sat |
Dienstag | 11/5/2024 |
Die Barbagia im Osten der Mittelmeerinsel Sardinien ist seit mehr als 4000 Jahren von Hirten besiedelt. Noch heute leben viele sardische Familien von Landwirtschaft oder Viehzucht. Weit mehr als der Tourismus prägen sie, ihre Traditionen und Bräuche das Bild der Insel. Die Dokumentation zeigt anhand von vier Generationen den Wandel des Hirtenlebens und seine neue Attraktivität. Schon vor Sonnenaufgang sind Hirten zu den abgelegenen Weidegründen im Supramonte-Massiv unterwegs. Dank ihrer Geländewagen müssen sie nicht mehr über Wochen in den Bergen bleiben. Vieles hat sich zum Besseren gewandelt, doch Schneestürme, Dürre und Überschwemmungen auf den bis zu 1800 Meter hohen Gennargentu-Gipfeln setzen der eingefleischten Männerwelt noch immer zu. Ihre Herden weiden auf Gemeinschaftsland. Ein Nutzungsprinzip, das sich bis in die Bronzezeit zurückverfolgen lässt. Damals lebte auf Sardinien das Volk der Nuraghen, eine Zivilisation, die den Mittelmeerraum prägte. An der Gemeinschaftsnutzung rüttelten später selbst die Grossgrundbesitzer nicht. Heute bezahlt ein Hirte pro Tier und Jahr einen festgelegten Betrag an die Gemeinde und ist selbstständiger Unternehmer. Um der Arbeitslosigkeit von fast 50 Prozent zu entgehen, entdecken junge Sarden das an Traditionen reiche Hirtenleben auch für sich. Marco Floris zum Beispiel hat sein Studium aufgegeben, um den Familienbetrieb weiterzuführen, der Tierglocken herstellt. Auch Matteo Cabra hat sich bewusst für den Hirtenberuf entschieden und träumt schon vom eigenen kleinen Käseladen. Sein Grossvater, der 91-jährige Pietro, hatte dagegen ein raues und entbehrungsreiches Leben. Doch noch heute steigt er täglich zu seinen Ställen auf, um die kleine Herde zu füttern. Und freut sich, dass er seine Erfahrungen an den Enkel weitergeben kann. Die Dokumentation beleuchtet in spannenden Protagonisten-Geschichten und faszinierenden Landschaftsaufnahmen die Hirtengesellschaften auf der zweitgrössten Insel im Mittelmeer. Und sie zeigt, dass auch junge Sarden im Hirtentum und den damit verbundenen Traditionen eine reale Lebensperspektive sehen.