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Sonntag | 9/22/2024 |
Bei William und Kates Hochzeit sah man 45 Damenhüte mit sächsischem Blütenschmuck. Auch Camilla bewahrt fast so viele Seidenblumen in ihren Hutschachteln auf wie einst Queen Elisabeth II. Auch Stars wie Lady Gaga, Madonna und Claudia Schiffer schmücken sich mit sächsischen Kreationen. Denn die Accessoires für Modehäuser wie Gucci, Valentino, Dior und Escada entstehen in der Kunstblumenmanufaktur von Heide und Gerald Steyer in Wallroda in Sachsen. Aus dem 400-Seelen-Dorf bei Dresden gehen Kunstblumen in die Welt. Die Chefin der Manufaktur erzählt, dass das englische Königshaus immer sehr grosszügig ordert und das Paket dann direkt aus der Werkstatt an den Buckingham Palace geht. Gerade hat der Londoner Designer Sean Barrett wieder Blüten in Wallroda geordert: für die neuen Folgen von "Downton Abbey" und "Sex and the City". Ob Blumen aus Mikroholz, karierte Gänseblümchen oder eisblaue Rosen — bei Steyers bleiben keine Wünsche offen. Der Natur zum Verwechseln ähnlich scheinen dagegen die Seidenblumen aus der 30 Kilometer entfernten Manufaktur "Deutsche Kunstblume Sebnitz". In Sonderkollektionen gestalten die "Blümlerinnen" Pflanzen aus Naturschutzgebieten. In monatelanger Feinarbeit optimieren sie die Gewächse aus Samt und Seide, sodass sie ihren natürlichen Vorbildern in nichts nachstehen. Nur verwelken können sie nicht. Auch als Tischschmuck und zur Dekoration sind Sebnitzer Kunstblumen gefragter denn je. Die Unternehmenschefin Lisa Schmidt kennt die begeisterten Fans: "Zu uns kommen Touristen aus aller Welt. Manche kaufen hier für 500 Euro Blumen ein." Auch sehr spezielle Kundenwünsche werden in Sebnitz erfüllt. Wer möchte, kann zum Beispiel seinen Hochzeitsstrauss nach einem Foto originalgetreu nachmachen lassen. Denn Seidenblumen verblühen nie. Und dass die filigranen Stoffblüten nicht nur die Damen begeistern, beweist ein Berliner Herrenausstatter: Andreas Thenhaus verkauft als "Herr von Welt" sächsische Knopflochblumen, sogenannte Boutonnières, an seine elegante Kundschaft. Wallroda und Sebnitz — beide Manufakturen zählen zu den letzten ihrer Art in Europa. Was sie verbindet, ist die Handarbeit. Alles wird so wie vor 200 Jahren aus besten Stoffen gefertigt. Mit dieser erlesenen Qualität heben sie sich von Produkten aus Fernost deutlich ab. Die jahrhundertealte Tradition des Blumenmachens, die einst im Mittelalter in Klöstern ihren Anfang nahm, soll erhalten bleiben. Und die sächsischen Manufakturen haben Ideen, wie das gelingen kann.