2:16 AM-3:46 AM | 3sat |
Freitag | 9/20/2024 |
Im Jahr 2024 wird zum 52. Mal der Deutsche Kleinkunstpreis verliehen — eine der bedeutendsten Auszeichnung für deutschsprachige Bühnenkunst. Seit 1972 wählt eine Fachjury unter der Leitung des Mainzer Forum-Theaters "unterhaus" die besten Künstlerinnen und Künstler des Jahres. — Tobias Mann moderiert die Verleihung aus dem Frankfurter Hof in Mainz. Nachdem er den Staffelstab im Vorjahr von Urban Priol übernommen hat, führt Tobias Mann mit seiner Mischung aus ehrlich empfundenen Respekt für die Ausgezeichneten und eigener Power-Comedy-Satire durch die Preisverleihung, die wieder im Frankfurter Hof in Mainz stattfindet. Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2024 sind: Moritz Neumeier in der Sparte Kabarett. Ein Künstler, der sich von Programm zu Programm seinen pointierten, einzigartig ungeschliffenen Blick auf das Leben erhalten hat und sich nicht davor scheut, auch Grenzen zu überschreiten. Mal sehr gesellschaftsrelevant und politisch, mal intim und individuell, aber immer ehrlich und direkt. Egal ob es um soziale Brandherde oder das verrückte Abenteuer Kindererziehung geht: Moritz Neumeier bewahrt sich diese gleichzeitig kindlich direkte und erwachsen coole Sicht auf die Gesellschaft, die ihn zu einem herausragenden Satiriker und Kabarettisten macht. In der Kategorie Musik wird Fortuna Ehrenfeld ausgezeichnet. Die Jury würdigt die Mischung aus Eingängigkeit und musikalischer Widerständigkeit der Indie-Pop-Band aus dem Kölner Stadtteil Ehrenfeld, deren Texte sich mit ungewöhnlichen Sprachbildern sowohl politischen Fragen als auch intimeren, privaten Momenten widmen. Laut Bandgründer Martin Bechler verändert Musik vielleicht nicht die Welt, aber sie kann Trost oder einfach nur eine gute Zeit spenden — und das schafft Fortuna Ehrenfeld in herausragender Weise. In der Kategorie Kleinkunst wird Friedemann Weise ausgezeichnet. Die Jury sieht in ihm einen Künstler, der kongenial verschiedene Stile und Medien miteinander verbindet, um aus diesem kreativen Crossover herrlich absurde Geschichten zu schöpfen, die das Groteske des Alltäglichen gnadenlos witzig aufdecken. Theater, Unterhaltung, Musik: Friedemann Weise schenkt seinem Publikum heilsam Ablenkung, die in so turbulenten Zeiten wie den unseren doppelt wertvoll und wichtig ist. In der Sparte Stand-up-Comedy wird mit Hazel Brugger eine Künstlerin ausgezeichnet, die mit ihrer Schlagfertigkeit ihr Publikum zum aktiven Teil ihres Soloprogramms und so jede Show zum einzigartigen Erlebnis macht. Ihre Beobachtungsgabe ist messerscharf und atemberaubend schnell, ihr Humor unangestrengt klug und liebevoll böse. Jede Pointe ist eine Falltür in eine tragikomische, tröstlich unperfekte und zutiefst menschliche Welt. Hazel Brugger vereint Fans auf allen Kanälen und öffnet die Theater für neue Generationen. Der Förderpreis der Stadt Mainz geht an Malarina, die laut Jury für das deutschsprachige Kabarett Grosses verspricht. In ihrem Solodebüt verknüpft die aus einer Einwandererfamilie stammende serbisch-österreichische Kabarettistin aus ihrer einzigartigen Perspektive persönliche Erfahrung und Weltgeschehen, spielt gekonnt mit kulturellen Klischees und packt das Publikum mit feinster Politsatire von Geschichte bis Gegenwart. Unverwechselbar dabei ihr treffender, charmant-morbider Humor und kluger Witz, mit dem sie Themen gesellschaftlicher Relevanz höchst eloquent bearbeitet. Den Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz schliesslich erhalten Ursus & Nadeschkin, ein Künstler-Duo, das laut Jury seit 36 Jahren und zehn abendfüllenden Bühnenprogrammen weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus Menschen begeistert. Grenzgänger sind sie seit Beginn ihrer Karriere: vom Kleintheater ins Fernsehen, vom Schauspielhaus in den Zirkus — und in den Konzertsaal. In jeder Produktion zeigen die beiden, dass das Clowneske in viele Formen glänzen kann. Was vordergründig nebensächlich und wie absurde Komik erscheint, entpuppt sich als geistreiche Metapher, bedacht konstruiert und präzise einstudiert, um allem und jedem auf den Grund zu gehen.